Donnerstag, 25. Juni 2020

Reisen in Corona-Zeiten!

Das Jahr 2020 steht ganz im Zeichen des Coronavirus oder auch kurz Covid 19 genannt. Epidimien gab es schon viele, aber kein Virus hat wohl soviel durcheinander gebracht, wie der aktuelle Virus. Ich möchte hier aber nicht auf Einzelheiten der Pandemie eingehen, sondern neben meinn Erlebnissen auch von den veränderten Umständen einer Corona-Reise berichten.

Die erste Veränderung lässt gar nicht lange auf sich warten. Bei der ersten Toilettenpause geht es schon los. Auf die Toilette geht es nur mit Maske und auf gekennzeichneten Wegen. Interessanter wird es dann schon auf dem Autohof, wo ich mittags eine Kleinigkeit Essen wollte. Das Betreten der Lokalität ist nur mit Maske erlaubt und ich musste einen Zettel mit meinen Kontaktdaten ausfüllen. Obwohl man das aktuell überall machen muss, war es für mich das erse Mal. Irgendwie doch ein komisches Gefühl ...

Dann noch getankt und weiter geht es. Während der gesamten Fahrt regnet es wie aus Kübeln, d.h. in Bremen war es noch trocken und mit 17 Grad (7:00 Uhr!) auch relativ warm. Aber nach 50 km ging es dann los mit der Sinnflut und sollte auch nicht mehr aufhören. Mein Navi wollte mich durch München führen, was ich dann auch blöderweise gemacht habe. Zur besten Feierabendzeit, stand ich hier eine Stunde im Stau. Als ich dann durch war, freute ich mich auf die letzte Stunde Fahrt bis GAP. Was kann jetzt noch passieren? Na was wohl? 3 km vor dem Ziel der nächste Stau. Vor einem Tunnel ging gar nichts mehr. Nachdem dort 30 Min. nichts passierte, rief ich meine Vermieterin von der Unterkunft an, um mal nachzufragen, was da los ist! Tja, es wurde genau an diesem Montag eine Baustelle inkl. Umleitung durch Garmisch-Partenkirchen eingerichtet, was wohl völlig schief ging. Man hatte da wohl irgendwas falsch berechnet. Auf jeden Fall waren die innerstädtischen Straßen dermaßen überlastet, das nichts mehr ging. Als ich dann nach 12 Stunden im Auto endlich bei der Unterkunft war, habe ich drei Kreuze gemacht.


Die Unterkunft

Untergekommen bin ich im Gästehaus Mäurer, das direkt in der Innenstadt liegt. Die Atmosphäre ist sehr familär, die Vermieter Karl und Andrea haben mir gleich das "Du" angeboten. Mein Zimmer mit Balkon lag im ersten Stock und war sehr gemütlich.
Natürlich mussten meine Vermieter wegen Corona das ganze Haus mit Hinweisschildern und Richtungspfeilen zukleistern. Normalerweise hätte ich auch mit Mundschutz durch das Haus laufen müssen, das hat aber fast keiner gemacht. Darauf hingewiesen werden muss aber ja, falls das Ordnungsamt vorbeischaut. Frühstücksbüffet war leider noch nicht erlaubt, dafür bekam ich aber ein schönes Frühstück an meinem Platz serviert.

Wetter

Das Vorhersage war so mies, dass ich gleich zwei mittelgroße Koffer mitgenommen habe. Einen für normale Sachen und einen nur für Wander- und Winterausrüstung. Eigentlich sollte es 6 Tage fast nur Dauerregen geben. Den gab es aber zum Glück nicht, meistens waren es nur Schauer. Die längeren Regengüsse gab es meistens abends und in der Nacht. Die Temperaturen lagen meistens zwischen 13 und 15 Grad. An zwei Tagen wo die Sonne etwas raus kam, sogar bei 19 Grad. Die Berge waren leider meistens Wolkenverhangen, so dass ich die Zugspitze nur kurz einmal zu Gesicht bekam. Aber es gibt ja Ansichtskarten ...

Wandern

Da ich vor meiner Tour etwas unglücklich gestürzt bin, wollte ich am zweiten Tag erst einmal eine kleine Probewanderung machen. Aus der kleinen Wanderung sind aber dann gleich 20 km geworden, weil ein Forstweg gesperrt war. Daher musste ich einen riesigen Umweg laufen und war am Ende völlig platt. Wegen dem Sturz hatte ich keine Probleme, aber aufgrund eines monströsen Muskelkaters, konnte ich am nächsten Tag erst einmal nicht wandern.

Nach zwei Tagen ging es dann aber wieder und das Wetter spielte auch mit. Am Donnerstag stand dann die erste richtige Wanderung auf den 1785 Meter hohen Wank an. Immerhin schon ein Höhenunterschied von über 1000 Metern. Die Tour war schön, aber auch relativ anstrengend, da der Weg sehr steil war. Oben angekommen, habe ich mir dann auf der Terrasse des Restaurants ein Schnitzel gegönnt, mit dem passenden Getränk dazu.
Runter bin ich dann mit der Seilbahn gefahren, da ich nichts übertreiben wollte und immer noch die 20 km von der ersten Wanderung spürte.




Da jetzt wieder ein paar Tage mit schlechterem Wetter anstanden und ich unbedingt noch eine dritte Wanderung machen wollte, habe ich meinen Urlaub um einen Tag verlängert.
Somit bin ich dann am Sonntag zu meiner schwierigsten Wanderung aufgebrochen, dem Highlight meiner Woche in GAP. Ziel war das 1985 Meter hohe Kramerspitz, wo ich insgesamt über 1300 Höhenmeter zurücklegen musste. Dieses Mal gab es aber keine Seilbahn zurück ins Tal. Da es aber eine Rundtour war, musste ich zumindest nicht den gleichen Weg zurücklaufen. Insgesamt waren es am Ende wieder 20 km, wie bei der ersten Wanderung. Aber die Tour zum Kramerspitz hatte natürlich einen deutlich alpineren Charakter und war die anspruchsvollste Wanderung in meinem Urlaub.
Einige Passagen waren sogar mit Seilen gesichert, wo man sich festhalten konnte. Das letzte Stück musste man über einen Grat laufen, wo man einen herrlichen Ausblick in alle Richtungen hatte.
Auf dem Rückweg habe ich dann noch in einer sehr idylischen Almhütte Rast gemacht, wo es Kaffee und Kuchen gab. Diese Wanderung zählt auf jeden Fall mit zu den schönsten, die ich je gemacht habe.
Ich Nachhinein war ich sehr froh, dass ich noch einen Tag länger geblieben bin.





Zugspitze

Am Mittwoch war das Wetter ganz aktzeptabel und ich habe mich spontan entschieden, auf die Zugspitze zu fahren. Eigentlich war ja mein Plan, auf die Zugspitze raufzuwandern. Das wäre auch gleichzeitig meine größte und schwierigste Wanderung geworden. Aber bei dem Wetter habe ich dann doch lieber die Zahnradbahn (rauf) und Seilbahn (runter) genommen. Außerdem hatte ich ja noch mit meinem Muskelkater vom Vortag zu kämpfen. Man wird halt auch nicht jünger ... Der Spaß mit der Zugspitzbahn hat mich stolze 60.- Euro gekostet. Dafür bekam ich jede Menge Wolken zu sehen und sehr wenig Fernsicht. Bei dem Ticketpreis doch etwas frustierend. Dabei konnte ich im Tal noch die Bergstation sehen. Zum Glück konnte ich wenigstens noch das Gipfelkreuz sehen und ein Foto schiessen. Viel machen kann man da oben auch nicht, im Prinzip gibt es nur die Plattform der Bergstation und ein Weg zum Gipfelkreuz. Der war aber wegen den schlechten Witterungsbedingungen nicht empfehlenswert. Nach zwei Stunden vergeblicher Warterei auf Fernsicht (inkl. Kaffee und Croissant), bin ich dann wieder mit der Seilbahn ins Tal gefahren. Die neue Seilbahn gehört zu den größten ihrer Art auf der Welt. Normalerweise passen dort 120 Leute hinein. Aber wegen Corona dürfen z.Z. nur 40 Leute mitfahren. Die Abstandsregel wird aber trotzdem nicht eingehalten, weil auch die 40 Leute alle am Fenster stehen und raugucken wollen. Dem Seilbahnführer war´s auch egal. Auch in der Zahnradbahn durften alle Bänke besetzt werden - natürlich nur mit Mundschutz. Ich wäre davon ausgegangen, dass dort nur jede zweite Sitzbank besetzt werden dürfte.






Leutaschklamm/Seefeld in Tirol (A)

Am Freitag war das Wetter in Garmisch dann durchwachen, aber lt. Regenradar sollte es in Mittenwald etwas besser aussehen. Und man mag es nicht glauben, es war tatsächlich so. In Mittenwald wollte ich die Leutaschklamm besuchen. Zuvor bin ich aber noch nach Seefeld in Tirol (Österreich) gedüst. Hier wurde gerade die Maskenpflicht in den Geschäften aufgehoben und ich wollte mal wieder ohne den lästigen Stofflappen einkaufen gehen. Ach war das entspannt ... Dazu waren die Spritpreise 30 Cent günstiger als in Old Germany. Da habe ich doch gleich mal zugeschlagen und den Wagen vollgetankt.
Auf dem Rückweg ging es dann in die Leutaschklamm nach Mittenwald. Das hat sich echt gelohnt, ein sehr schöner Rundweg ca. 100 Meter über der Leutasch. Die an den Felsenwänden angelegten Wege sahen teilweise sehr spektakulär aus. Dazu gab es noch zwei Brücken über die Leutasch. Am Ende bin ich dann noch im Tal zum Wasserfall direkt in der Leutaschklamm gegangen. Das ist zwar nicht vergleichbar mit der Partnachklamm, aber doch sehr beeindruckend.



Osterfelderkopf/Aussichtsplattform AlpspiX

Den nächsten Versuch die Bergwelt ohne Wolken zu sehen, startete ich dann am Samstag. Dazu habe ich den Osterfelderkopf (2050 Meter) auserkoren, den ich mit der Seilbahn raufgefahren bin. Immerhin konnte ich von der Aussichtsplattform runter nach Garmisch-Partenkirchen schauen. Die Berge inkl. Zugspitze und Alpspitze waren natürlich wieder in den Wolken verschwunden. Ich bin da oben noch etwas rumgekraxelt und habe noch ein paar schöne Fotomotive im Schnee gefunden. Theoretisch hätte ich dann mit der Hochalmseilbahn zur Hochalm runterfahren können um dann weiter Richtung Kreuzeckbahn zu laufen. Da das Wetter aber einigermassen gut aussah, habe ich mich für den Fußweg runter Richtung Hochalm/Kreuzeckalm entschieden. Es dauerte keine 10 Minuten, da war alles im Nebel verschwunden und es fing auch noch an zu regnen. Blöd. Auf der Kreuzeckalm habe ich dann gespeist und bin anschliessend mit der Kreuzeckseilbahn wieder ins Tal gefahren.




Restaurants

Ein entscheidener Punkt in Corona-Zeiten ist natürlich die Verpflegung bzw. abends Essen gehen.
Ich habe mich vorher gefragt, ob ich wohl jedes Mal reservieren muss? Zum Glück gab es aber keine Reservierungspflicht und ich bin immer irgendwo untergekommen. In der Woche war es überhaupt kein Problem, am Wochenende wurde es dann schon etwas schwieriger. Meine Zimmernachbarn in der Unterkunft berichteten mir von einer Stunde Suche nach einem Tisch.
Das Handling war okay. Das Betreten der Lokalitäten ist nur mit Mundschutz erlaubt und man bekommt einen Platz zugewiesen. Außerdem muss man seinen Namen und die Telefonnummer hinterlegen. Oft wurde ich auch nur nach den Angaben gefragt, manchmal musste ich einen Zettel ausfüllen.

Fazit

Mir hat die Woche trotz des nicht so guten Wetters und der Corona-Situation viel Spaß gemacht. Das Wetter muss man halt nehmen, wie es kommt. Und die Sache mit Corona war jetzt auch nicht so schlimm. Ich persönlich mag den Mundschutz zwar nicht so gerne, aber man muss ihn ja nicht immer auf haben. Das ist schon händelbar. Nur "Shoppen" ist aktuell nicht so mein Ding, weil mich nach ca. 10 Min. der "Lappen" einfach nervt.

Euer Rainer